DRK-Thüringen und Anne-Frank-Zentrum kooperieren
Der DRK-Landesverband Thüringen und das Anne Frank Zentrum stellten in der Erfurter Landesgeschäftsstelle ihr gemeinsames Projekt "Neue Impulse für ein Engagement in Vielfalt" vor.
Über 50 Interessierte aus allen Bereichen des DRK, Personen mit Fluchthintergrund sowie Vertreter des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Anne-Frank-Stiftung nahmen an der Veranstaltung teil, um sich über das Projekt zu informieren und zum Thema Diskriminierung zu diskutieren.
Ziel des Projekts "Neue Impulse für ein Engagement in Vielfalt" ist die Entwicklung von Konzepten und Instrumenten, die innerhalb des Landesverbands Vielfalt, strukturelle Öffnung und eine Sensibilisierung für Rassismus und Antisemitismus befördern. Damit sollen die DRK-Angebote den veränderten Bedarfen angepasst werden, die sich u.a. infolge des Zuzugs geflüchteter Menschen nach Thüringen ergeben.
In enger Zusammenarbeit beider Partner werden Angebote für verschiedene Zielgruppen erstellt. Dazu wird die jeweilige Ausgangssituation analysiert und ein Modul entwickelt, das die spezifischen Probleme, wie beispielsweise Rassismus, bearbeitet. Die Module untersuchen nicht nur die konkreten Problemstellungen, sondern sollen immer auch als Anstoß für den Prozess der interkulturellen Öffnung dienen. Als eines der Ersten wurde zum Beispiel für die Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres ein Modul zum Thema Diskriminierung im Alltag und in der Einsatzstelle entwickelt. Dieses setzt sich mit den unterschiedlichen Dimensionen von Diskriminierung auseinander und stellt einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen her. Außerdem werden konkrete Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die in Situationen in denen Diskriminierung stattfindet, Anwendung finden können.
DRK-Vizepräsident Gerhard Schneider hob zu Beginn der Veranstaltung hervor, dass die Arbeit gegen Diskriminierung ein wichtiges Anliegen des Deutschen Roten Kreuzes sei und sich dieses Anliegen ganz besonders in dem weltweit geltenden Rotkreuz-Grundsatz der Menschlichkeitwiderspiegelt. Menschlichkeit bedeutet für das Rote Kreuz, die Förderung des gegenseitigen Verständnisses, der Freundschaft und des aktiven Miteinanders. Das heißt, auch im Arbeits- und im privaten Alltag nicht wegzuschauen, sondern Zivilcourage zu zeigen und für seine Werte einzustehen.
Der Direktor des Anne Frank Zentrums, Patrick Siegele, dankte dem TMBJS für die Förderung des Projekts und den Organisatoren für ihren Einsatz. Er wies die Teilnehmer auf die große Bedeutung der Arbeit mit Biografien von Geflüchteten hin und gab zu bedenken: "Auch Anne Frank war Flüchtling. Wir sollten uns fragen, was wir auch heute noch von Anne Frank zum Thema Flucht und Migration lernen können?"
Den Hauptteil des Abends bildeten Berichte von Menschen, die von Flucht und Vertreibung betroffen sind sowie von Personen, die mit Flüchtlingen arbeiten:
So berichtete Sandro Nordmann von der stationären Kinder- und Jugendhilfeeirichtung in Schöngleina aus dem Arbeitsalltag mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und wies darauf hin, dass Offenheit gegenüber dem Unbekannten notwendig ist und dass so etwas auch oft viel Zeit braucht. Denn auf beiden Seiten müssen Missverständnisse ausgeräumt werden.
Tina Rathke, tätig in der sozialen Betreuung in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Suhl, berichtete über ihre Erfahrungen aus der Arbeit mit Flüchtlingen. Sie gab zu bedenken, dass Flüchtlinge in unserem sehr bürokratischen Land ein großes Betreuungsangebot und viel Verständnis für ihre Nöte und Sorgen bräuchten. Zudem werde viel zu wenig über positive Ereignisse berichtet. Es sei ein Problem, dass die Bürger zu wenig über die Flüchtlingsarbeit erfahren und Mitarbeiter und Helfer in der Flüchtlingsarbeit angefeindet werden.
Der Kreisbereitschaftsleiter des DRK-Kreisverbandes Gera, Ronny Boost, berichtete darüber, wie Integration von Flüchtlingen in das Ehrenamt funktioniert. Er hob jedoch hervor, wie wichtig es ist, dass man Ausdauer beweise. Denn die Sprache stellt eine große Hürde dar. In Gera konnten Flüchtlinge in den normalen DRK-Sanitätsdienst integriert werden.